Lösungen Komplementär Zum Bestehenden Geldsystem
6. Freiwirtschaft mit Freiland und Freigeld nach Silvio Gesell (1862-1930)
Die Freiwirtschaft ist ein Wirtschaftsmodell, das von Silvio Gesell, einem deutsch-argentinischen Kaufmann, Landwirt und volkswirtschaftlichen Autodidakten, im Wesentlichen zwischen 1891 und 1916 entwickelt worden ist. Anlass seiner drei ersten Schriften, die sich noch ausschließlich mit einer Geldreform beschäftigten, war eine argentinische Wirtschaftskrise um 1890. Anfang des 20. Jahrhunderts forderte Gesell neben einer Währungsreform auch eine Bodenreform. Im Titel seines 1916 erschienenen Hauptwerks heißt es deshalb: Die Natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld.
Mit Freigeld bezeichnet die Natürliche Wirtschaftsordnung ein Zahlungsmittel, das (wie die Ware) einem Wertverfall unterworfen ist und damit unter Umlaufzwang steht. Der Besitzer von Freigeld kann jedoch der Entwertung entgehen, wenn er die Hortung des Zahlungsmittels vermeidet, es also entweder gegen Ware eintauscht, verleiht oder auf einem Bankkonto (längerfristig) festlegt.
Freiwirtschaftliche Geldexperimente, auf die sich auch die modernen Komplementär-währungen berufen, fanden Ende der 1920er / Anfang der 1930er Jahre in Deutschland, Österreich und in den Vereinigten Staaten statt. Am bekanntesten wurde das sog. Experiment von Wörgl, welches sehr gut im Film ‚Das Wunder von Wörgl’ dargestellt wurde (https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Wunder_von_W%C3%B6rgl ).
Der Ansatz von Silvio Gesell hat ja im Experiment von Wörgl schon in der Realität funktioniert; auf Initiative der österreichischen Nationalbank griffen die Gerichte ein und untersagten die weitere Anwendung. So bleibt es offen, wie sich die Freiwirtschaft auf längere Sicht hin entwickeln würde.
7. Regionalgeld nach Margrit Kennedy
(Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Regionalw%C3%A4hrung https://de.wikipedia.org/wiki/Margrit_Kennedy)
Eine Regionalwährung, auch Regio(nal)geld oder Lokalwährung genannt, ist eine lokale Komplementärwährung, die innerhalb des regionalen Währungsgebiets als Zahlungs-, Investitions- und Schenkungsmittel zwischen Verbrauchern, Anbietern und Vereinen verwendet wird. Es besteht keine Annahmeverpflichtung seitens der Unternehmen.
Die Landeswährung ist in der Regel Bezugsrahmen für die Wertmessung (z. B. 1 Regio = 1 Euro), wobei im Falle einer hohen Inflation Alternativen diskutiert und im Einzelfall erprobt werden. Der Rücktausch ist zu einem Festkurs (meist ca. 95 %) garantiert.
Es besteht eine Regionalbindung des Zahlungsmittels: Die überregionale Verwendung ist nicht oder bei fortgeschrittenen Systemen begrenzt möglich.
Initiiert wurde Regionalgeld von Margrit Kennedy. Sie erkannte bereits in den späten 1970er Jahren durch ihre Arbeit in ökologischen Projekten, dass die breitere Anwendung ökologischer Prinzipien durch einen grundsätzlichen Fehler im Geldsystem behindert wird. So verortete diese Fehler im Zins und Wachstumszwang. Seit den 1980er Jahren arbeitete sie an der Entwicklung alternativer Geldsysteme und ist Gründerin des Regiogeld-Netzwerkes, welches sich später zum Regiogeld-Verband weiterentwickelte.
Der durch das Regiogeld erwünschte Effekt liegt darin, dass Geld vermehrt in der Region zirkuliert und somit die Regionalwirtschaft angekurbelt wird. Die grundsätzlichen Probleme des Schuld- und Zinsgeldsystems werden dadurch nicht eliminiert, da Regiogeld direkt an dieses gekoppelt ist; im günstigen Fall werden die nachteiligen Effekte gemildert.
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